der Redensart entsprechend, hat jede Münze zwei Seiten, den Rand nicht eingerechnet. SammlerInnen, LiebhaberInnen mag Kopf wichtiger sein, Kaufleuten, KalkulatorInnen gilt Zahl als die entscheidende Seite.
Nun ja, für alle, die zu keiner dieser beiden Gruppen gehören, gilt, auch diese Münze hat beide Seiten, ohne dass ständig darauf rum zu reiten wäre.
Das vorstehende Gedicht verwendet die Münze einerseits als zentrales Motiv, andererseits wird ihre geschilderte Zweiseitigkeit auf die Form des Gedichtes übertragen.
Dieses besteht aus zwei Teilen zu je fünf Paarreimen. Grob gesagt spricht der eine Teil von Individuen, der andere von allen andren.
In jedem Teil wird der mittlere Paarreim auf die beiden Teilstrophen aufgeteilt. Das zeigt, dass auch im Gedicht die Beidseitigkeit des Motivs, der Münze, aufgegriffen und mit der Form verflochten wird. Zugleich geschieden und verbunden sein, denn der verteilte Reim bleibt sprachlich eine starke Bindung, ist die Botschaft.
Ein weiteres Charakteristikum von “Eingeschüchtert” ist die ausführliche Behandlung von ‘Kopf’ und die knappe Behandlung von ‘Zahl’; über welche nur die erste und letzte Zeile Auskunft geben, die erste sogar nur indirekt.
Andererseits wird Kopf, die so ausführlich behandelte Seite, in der letzten Zeile komplett entwertet, “nur die andere Seite zählt bei Licht”. Damit wird indirekt das Verhältnis von Innen und Außen thematisiert, wodurch dem
Kopf-Zahl-Begriffspaar letztlich eine Charakter-Wert-Polarität zukommt.
Vorsicht also, das Gedicht ist bei allen weiteren Interpretationen mit Pinzetten oder wenigstens nur mit spitzen Fingern anzufassen.
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